Therapie mit Pferden
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Pferde – vierbeinige Therapeuten

Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde – dieses Sprichwort kennt jeder Reiter. Dabei  können Pferde viel mehr als Glück schenken: Als Therapiepferd fördern sie zum Beispiel soziale Fähigkeiten und helfen bei körperlichen Beschwerden. Entsprechend breit ist das Angebot beim Therapeutischen Reiten.

Wo kommt das Therapiepferd zum Einsatz?

Pferdegestütze Therapie ist sehr facettenreich und kann in viele unterschiedliche Bereiche aufgegliedert werden. Sowohl psychische, als auch physische Erkrankungen können auf diesem Weg therapiert werden. Eine grobe Aufteilung kann man wie folgt vornehmen:

  • Hippotherapie
  • Heilpädagogisches Reiten und Voltigieren
  • Behindertenreiten und -voltigieren
  • integratives Reiten
  • Ergotherapie mit Pferd

Vor allem die Hippotherapie hat sich in Deutschland fest etabliert und kann zum Beispiel bei Multipler Sklerose, nach einem Schlaganfall, bei Bewegungsstörungen oder Lähmungen helfen. Für jede Art der Therapie ist ein enger Kontakt zum Pferd notwendig, denn die Bewegungen des Pferdes sollen sich direkt auf den Körper der Patienten übertragen, um so zum Beispiel ihre Muskeln zu aktivieren.

Warum sind Pferde gute Therapeuten?

Wer viel mit Pferden zu tun hat, kennt es: Es gibt nervöse Tage, entspannte, fröhliche, frustrierende. Und das liegt zu einem ganz großen Teil am Menschen. Denn Pferde spiegeln unser Verhalten. Sind wir gestresst, reagieren sie nervös. Sind wir abgelenkt, klappt fast nichts. Aber wenn wir entspannt und ganz auf das Pferd konzentriert sind, wird man zu einer Einheit. Pferde sind bei psychischen Erkrankungen aller Art deswegen so hilfreich, weil sie stark auf die Körpersprache von uns Menschen reagieren. Pferde verständigen sich innerhalb der Herde über feine Körper- und Bewegungsimpulse miteinander. Ihnen kann man demnach auch als Mensch nichts vormachen. Sie sind darauf geeicht, Impulse wahrzunehmen und auf sie zu reagieren. Pferde werden deswegen auch häufig als „Spiegel der Seele“ bezeichnet. Genau an diesem Punkt setzt die psychologische Therapie mit Pferden an: Sie schenken uns nur dann ihr Vertrauen, wenn wir unser selbst bewusst sind.

Aber auch bei physischen Erkrankungen sind Pferde der perfekte Partner in der Therapie. Die Hippotherapie ist eine physiotherapeutische Therapieform auf dem Pferd, die die Schwingungen des Pferderückens und den Rhythmus des Pferdeschrittes gezielt nutzt, um physiologische Reaktionen zu erreichen. Im Gegensatz zum Reiten wirkt der Patient nicht aktiv auf das Pferd ein, sondern umgekehrt wirkt die Bewegung des Pferderückens auf den Patienten.

Was macht ein Therapiepferd aus?

Klein, groß, dick, dünn, Mix oder reinrassig – all das ist erst einmal egal, wenn es um Therapiepferde geht. Wichtig sind das Temperament und der Charakter. Je nach Aufgabengebiet kommen dann aber doch ein paar „Äußerlichkeiten“ dazu. Grundsätzlich gilt für alle Therapiepferde: Sie sollten den Menschen gegenüber von Natur aus offen sein, neugierig, freundlich und gelassen. Für ängstliche Pferde ist diese Aufgabe nichts, da sie immer wieder mit neuen Situationen konfrontiert werden und es für alle Beteiligten gefährlich wird, wenn sie dann in Panik geraten. Auch nervöse, hibbelige Pferde sind für die Therapiearbeit nicht wirklich geeignet, da ihre Anspannung sich sofort auf die Menschen, mit denen sie arbeiten, überträgt.

Darüber hinaus braucht ein Therapiepferd auch eine solide Fitness und gute Konzentrationsfähigkeit. Auch wenn es nicht anstrengend aussieht, wenn ein Pferd zum Beispiel bei der Hippotherapie ruhig im Schritt geführt wird: Für die Partner auf vier Hufen ist das Schwerstarbeit in Sachen Konzentration. Je nachdem wo das Pferd zum Einsatz kommen soll, kommen weitere Aspekte hinzu. Fürs Altenheim oder Krankenhaus sind kleine Ponys natürlich besser. Sie können ins Haus gehen und sogar Fahrstuhl fahren. Das Pferd sollte nicht zu groß sein, da die Reittherapeuten nebenherlaufen und mit den Patienten am Pferd arbeiten. Höchstens 1,60 Meter sind ideal. Bei Kindern können auch Ponys eingesetzt werden. Wichtig ist dabei ein gleichmäßiger, raumgreifender Schritt. Denn kleine Trippelschritte können dazu führen, dass die Patienten nicht sicher genug sitzen. Auf jeden Fall muss das Pferd ruhig stehen bleiben können, denn es kann dauern, wenn unerfahrene und behinderte Menschen auf den Pferderücken gehoben werden.

Stimmen die Grundbedingungen, ist ein Gelassenheitstraining eine gute Möglichkeit, um herauszufinden, ob das Pferd den Job wirklich übernehmen kann und will. Denn egal, ob Altenheim oder therapeutisches Reiten: Die Pferde kommen ständig in Situationen, die sie nicht kennen und die ihnen nicht geheuer sind. Rollstühle, Rollatoren, schreiende oder krampfende Kinder – all das müssen sie mitmachen wollen und können.

 

Ein Therapiepferd ausbilden

Ist das Pferd tiefenentspannt und ruhig, sind die perfekten Voraussetzungen für die Ausbildung gegeben. Doch es darf nicht abgestumpft sein, sondern muss auch sehr sensibel sein, wenn es zum Beispiel beim heilpädagogischen Reiten eingesetzt werden soll. Dort sollen Pferde den Kindern nämlich auch zeigen, wenn die Kleinen Grenzen überschreiten. Gleichzeitig darf das Pferd dabei aber nicht gefährlich werden und die Kinder verletzten.

Zu der Ausbildung eines guten Therapiepferdes gehört übrigens auch die klassische Grundausbildung, die alle Reitpferde haben. Vor allem Führtraining ist wichtig und auch das ruhige Stehenbleiben beim Aufsitzen sollte immer wieder geübt werden. Kurz: Ein Therapiepferd kann nicht mal schnell und nebenbei ausgebildet werden. Es braucht Zeit und Geduld und Leidenschaft!

Vor allem aber braucht ein Therapiepferd auch viel Abwechslung und Freizeit. Denn die Arbeit mit Patienten und Kindern ist auch für die Pferde sehr anstrengend. Oftmals erfordert das von ihnen viel Geduld und Einsatzbereitschaft. So müssen Therapiepferde mit anderen Pferden im Gelände, der Halle oder auf dem Platz geritten werden. Das ist auch für die Muskulatur des Pferdes sehr wichtig. Denn der Pferderücken muss immer wieder trainiert werden, damit er seinen Reiter und die Belastung bei den Therapiestunden tragen kann. Vor allem aber braucht das Pferd regelmäßig eine Auszeit, um mit seinen tierischen Kumpeln über die Weide zu toben, sich richtig ausbuckeln zu können und einfach nur Pferd zu sein.