Der Winter naht und mit ihm eine weit verbreitete Veranstaltung im Reitsport. Bereits seit dem 16. Jahrhundert wurden Füchse zu Pferde gejagt, vor allem in England galt es als Freizeitvergnügen der Oberschicht und wird seit Jahrzehnten kontrovers diskutiert. In Deutschland ist die richtige Fuchsjagd zu Pferd, auch Parforcejagd genannt, bereits seit 1934 verboten, in England erst seit dem Jahr 2004, unter bestimmten Auflagen finden diese jedoch weiterhin statt.
Dieses Bild hat man vor Augen, wenn man an die klassische, englische Fuchsjagd denkt. Heute ist die Fuchsjagd eine gesellige Veranstaltung bei vielen Reitvereinen: Ein spannender Geländeritt, an dem viele Mitglieder teilnehmen, der mit Zuschauern, oftmals musikalischer Begleitung durch eine Hornbläsergruppe und einer abschließenden Feier den Reitern einen aufregenden Tag verspricht. Die Jagd kann als Schlepp- oder Fuchsjagd geritten werden.
Bei einer Schleppjagd mit Hundemeute wird eine Duftspur von einem Reiter durch das Gelände gelegt, nach einem gewissen Vorsprung folgen die Hunde, die die Spur jagen, und die Reiter zu Pferd. Diese Form der Fuchsjagd ist heutzutage aber eher selten, da ein weitläufiges Gelände benötigt wird, in dem sich die Hunde frei bewegen können.
Daher übernimmt bei einer Fuchsjagd in den häufigsten Fällen ein Reiter die Rolle des Fuchses. Dieser “Fuchs” reitet vorweg und wird von den anderen Reitern verfolgt. Er wird aber nicht den ganzen Weg über gejagt, denn es wird eine bestimmte Ordnung eingehalten. Die Landesverbände haben spezielle Verordnungen erlassen, die klar aussagen, wie ein Jagdfeld auszusehen hat: Geritten wird meist in drei Feldern, das kann jedoch je nach Anzahl der Teilnehmer variieren. Das erste Feld, aus erfahrenen Reitern bestehend, springt über die auf der Jagdroute befindlichen Hindernisse. Das zweite Feld, welches aus geübten Reitern besteht, kann über die Hindernisse springen, es ist jedoch kein Muss. Im dritten Feld befinden sich überwiegend ungeübte Reiter, die nicht über die Hindernisse springen dürfen. Darauf, dass die Regeln eingehalten werden, achten der Master und die Pikeure. Oftmals nehmen nicht nur Reiter an einer Fuchsjagd teil, sondern auch Fahrer mit Kutschen machen eine entsprechende Ausfahrt und treffen an den Rastplätzen wieder mit den Reitern zusammen.
Akteure einer Fuchsjagd
Da die Jagd auf Füchse, wie bereits erwähnt, verboten ist, übernimmt ein Reiter die Aufgabe des Fuchses und reitet in Sichtweite dem Feld voraus. Am Rücken oder Oberarm ist ein künstlicher Fuchsschwanz befestigt, der den Reiter als Fuchs kennzeichnet.
Die wichtigste Führungsperson im Jagdfeld ist der Master – seine Aufgabe ist es, die Reiter anzuführen. Der Master reitet an der Spitze der Gruppe und darf nicht von anderen Reitern überholt werden.
Der Pikeur unterstützt den Master während des Rittes. Er sorgt unter anderem dafür, dass das Feld der Reiter zusammenbleibt und sich alle Reiter an die Regeln halten. Oft gibt es nicht einen, sondern mehrere Pikeure, die an den Seiten des Feldes reiten und den Schlusspikeur, der – wie der Name sagt – das Schlusslicht bildet, und dafür sorgt, dass langsamere Reiter den Anschluss nicht verlieren.
Ablauf einer Fuchsjagd
Der Tag beginnt mit dem “Stelldichein”. Hier treffen sich alle Reiter und stärken sich für den bevorstehenden Geländeritt. Anschließend wird aufgesessen und die Reiter beginnen unter der Führung des Masters den Ritt durch Wälder, über das ein oder andere Stoppelfeld und verfolgen die Spur des “Fuchses”. Die Reiter und Fahrer legen auf ihrem bis zu 25 Kilometer langen Ritt Pausen an ein bis zwei Stationen ein, an denen Sie von Helfern mit Essen und Getränken versorgt werden.
Das Finale des Tages ist dann das “Fuchsschwanzgreifen”, das auf einem ausgesuchten Gelände wie bspw. einer Wiese oder Stoppelfeld stattfindet und den neuen “Fuchs” bestimmt. Das Fuchsschwanzgreifen kann auf verschiedene Arten durchgeführt werden:
Fuchsschwanz an der Schulter
Der Fuchsschwanz wird an die rechte Schulter des “Fuchses” geheftet. Nach dem Hornsignal “Jagd frei” dürfen die Reiter den Master überholen und versuchen, den Fuchsschwanz, die sogenannte Lunte, zu fassen. Der/Die Jäger/in reißt dem “Fuchs”, von der linken Seite kommend, den Fuchsschwanz mit der rechten Hand von der Schulter ab. Dauert die Jagd zu lang, darf der “Fuchs” den Fuchsschwanz auf den Boden werfen. Wer diesen zuerst aufhebt, hat gewonnen.
Fuchsschwanz an einem Busch
Der Fuchsschwanz wird am Ende der Geländestrecke an einen Busch gebunden. Der Reiter, der den Fuchsschwanz sieht, greift ihn vom Pferd aus ab. Diese Variante ist besonders fair gegenüber den Teilnehmern, da hier auch Reiter eine Chance haben, die nicht auf eine wilde Verfolgungsjagd aus sind.
Sobald der neue “Fuchs” gefunden ist, geht es zum gemütlichen Teil über: Die Pferde werden versorgt und die Reiter und Zuschauer beenden den Tag mit einem Umtrunk oder sogar einem Jagdball mit Jagdgericht. Beim Jagdgericht werden Reiter für ihr Fehlverhalten auf der Jagd “bestraft”. Dazu zählt zum Beispiel das Verlieren der Gerte, Vergessens eines Sprungs, Weg abkürzen, Reiten mit schmutziger Reithose etc. Die Strafen sind meist lustige Aufgaben oder der Betroffene muss eine Runde Getränke ausgeben, was natürlich alle Beteiligten freut.
Wer sich unsicher ist, wie die Fuchsjagd am eigenen Verein abläuft und was zu beachten ist, sollte sich an den eigenen Vorstand wenden und erfragen, welche Regeln und Voraussetzungen für die Fuchsjagd gelten.