Im zweiten Beitrag unserer Serie zu verschiedenen Reitböden beschäftigen wir uns mit den passenden Reitboden für den Springsport. Dabei werden wir als erstes auf die Disziplin selbst und im Anschluss auf die spezifischen Eigenschaften an den Reitboden, die für den Springsport ausschlaggebend sind, eingehen.
Die Disziplin Springen
Bei der Reitsportdisziplin Springen geht es darum, dass Pferd und Reiter zusammen verschiedene Hindernisse durch den Sprung des Pferdes überwinden. Hindernisse beim Springreiten können sein:
- Steilsprünge: Sprünge, die lediglich hoch aber nicht weit sind und aus einem schmalem Hindernis bestehen
- Hochweitsprünge: Sogenannte Oxer, die sowohl hoch als auch weit sind, indem hinter das eigentliche Hindernis (z.B. ein Steilsprung) noch ein Hindernis mit einer einzigen Stange, die die gleiche Höhe haben sollte wie die höchste Stange des vorderen Hindernisses, aufgebaut wird.
- Weitsprünge: z.B. Wassergräben
- Geländehindernisse: Meist feste Hindernisse wie z.B. Gräben mit und ohne Wasser, Baumstämme, Hecken, etc.
Im reinen Springsport, gerade auf Reitturnieren oder im Training, ist es generell so, dass Pferd und Reiter mehrere Hindernisse hintereinander in einer bestimmten Reihenfolge absolvieren müssen. In einem sogenannten Parcours können die Hindernisse einzeln, als Distanz (mehr als zwei Galoppsprünge zwischen den einzelnen Hindernissen) oder als Kombination (ein bis zwei Galoppsprünge zwischen den Hindernissen) aufgestellt werden.
Prüfungsarten im Springsport
Beim Springreiten werden die Prüfungen nach drei Arten unterschieden. Die erste Prüfungsart ist die Springprüfung, die nach Fehlern und Zeit ausgewertet wird. Dabei ist zum einen die Zeit, die für den gesamten festgelegten Parcours benötigt wird ausschlaggebend und zum anderen die fehlerfreie Überwindung des Parcours. Sprich der Reiter, der mit seinem Pferd den Parcours am schnellsten und dabei fehlerfrei durchreitet, gewinnt.
Die zweite Prüfungsart ist die Stilspringprüfung. Dabei werden der Reiter und das Zusammenspiel zwischen Pferd und Reiter beim Überwinden des Parcours mit einer Wertnote von 0 – 10 beurteilt. Die 10 ist die höchste und damit beste Wertnote. Für Hindernisfehler (Abwürfe oder Verweigerungen) werden pro Hindernis jeweils 0,5 Punkte von der Grundwertnote abgezogen. Wenn der Reiter nach Beendigung des Parcours eine Grundwertnote von 8,0 erreiten konnte, aber einen Hindernisfehler hat, ist die Endwertnote 7,5 (8,0 – 7,5). Reiter und Pferd, die die höchste Endwertnote von den Richtern bekommen, gewinnen die Stilspringprüfung.
Die letzte Prüfungsart ist die Springpferdeprüfung. Dabei wird die Ausbildung und Eignung eines jungen Pferdes für den späteren Springsporteinsatz beurteilt. Die Beurteilung erfolgt auch nach dem Notensystem wie bei Stilspringprüfungen, nur mit dem Unterschied, dass hauptsächlich das Pferd benotet wird.
Alle Springprüfungen können entweder in einer Reithalle oder auf einem Rasen- oder Sandreitplatz stattfinden.
Der richtige Reitboden für den Springsport
Wie in unserem ersten Blogbeitrag „Reitboden zum Voltigieren“ unserer Reitboden-Serie schon beschrieben, gilt generell, dass der Reitboden sportfunktional sein muss, also eine Balance zwischen Elastizität und Stabilität und dabei auch Trittsicherheit gegeben sein muss.
Springpferde benötigen zur sicheren Überwindung eines Parcours einen besonders guten Halt auf dem jeweiligen Untergrund, damit Sie vor und nach dem Sprung sowie in den Wendungen und auf den Wegen zwischen den Hindernissen nicht wegrutschen.
Bei einem Rasenplatz gibt es lediglich die Möglichkeit sogenannte Stollen in die Hufeisen zu drehen, damit das Pferd mit den Stollen in den Boden eindringen kann und dadurch mehr Halt hat. Allerdings ist bei einem nassen Rasenplatz die Rutschgefahr trotz Stollen sehr hoch. Bei einem Sandreitplatz gibt es verschiedene Möglichkeiten der Tretschicht mehr Grip oder auch Scherfestigkeit zu verleihen. Eine Option ist, einen oberflächlich entwässernden Reitsand, also z.B. den stresan® A, als Tretschicht zu verwenden. Dieser Reitsand verdichtet sich, mit einer Grundfeuchte als Voraussetzung, so stark, dass er das überschüssige Wasser über die Oberfläche abließen lässt und somit die Pfützenbildung vermieden wird. Durch die Verdichtung und den nur feuchten aber nicht nassen Boden bietet dieser Sandboden eine sehr gute Scherfestigkeit und Trittfestigkeit.
Werden die Hindernisse aber höher, steigen nicht nur die Ansprüche an Pferd & Reiter sondern auch an den Reitboden. Für hohe Klassen bietet sich ein Sand-Vlies-Gemisch wie z.B. die stresan® V Mischungen an, da der Reitboden mit steigenden Ansprüchen eine erhöhte Elastizität aufbringen muss, um die hohen Kräfte, die auf die Pferdegelenke beim Springen einwirken, abfedern zu können und damit die Gelenke zu schonen. Neben erhöhter Elastizität bewirkt das Vlies auch, dass evtl. zu lockere Böden, die zu wenig Halt bieten, durch die Beimischung von Vlies wieder gefestigt werden.
Bei den beiden Varianten sind die unterschiedenen Bauweisen im Reitbodenaufbau zu beachten.
Das Sand-Vlies-Gemisch benötigt auf dem Außenreitplatz eine Drainage. Der oberflächlich entwässernde Sand hingegen muss mit einem Gefälle von 1-2% eingebaut werden und das auch nur auf einen tragfähigen und absolut trockenen Untergrund vorhanden.
In der Reithalle kann für beide Varianten ein fester Untergrund gewählt werden, da man die Bewässerung steuern kann und keine bzw. wenig Umwelteinflüsse auf den Reitboden einwirken. Für die Langlebigkeit der beider Reitböden ist eine regelmäßige Reitbodenpflege essentiell, worauf zu achten ist, haben wir Ihnen in unserer Pflegeanleitung zusammengestellt.