Mit Sicherheit kennen viele Reiterinnen und Reiter das Problem: Man ist sind mit dem eigenen Reitersitz unzufrieden und verzweifeln daran seinen Sitz zu verbessern. Ob wackelnde Hände, hochgezogene Knie oder Absätze oder mit dem Oberkörper zu nach vorne kippend. Ein fester, nicht zügelunabhängiger Sitz hat neben den Auswirkungen auf die reiterliche Gesundheit auch Auswirkungen auf die Bewegung des Pferdes. Ein Pferd kann nur locker und losgelassen laufen, wenn der Reiter es auch ist.
Was ist überhaupt der ideale Reitersitz?
Alle Sitzformen – zum Beispiel der Dressur-, Spring-, Renn- und der leichte Sitz – lassen sich von dem Grundsitz ableiten. Er bildet also die Basis aller Sitzformen. Der Grundsitz beschreibt den stabilen Sitz des Reiters, bei dem der Reiter ruhig und flexibel mit der Bewegung des Pferdes mitgeht. Dabei sollte der Reiter ausbalanciert im Sattel sitzen, da nur so die Arme und Beine unabhängig eingesetzt und die Gewichtshilfen korrekt gegeben werden können.
Das klingt zunächst einfach, aber um das Idealbild des Reitersitzes zu erreichen, verkrampfen viele Reiter automatisch und blockieren damit sich selbst und die Bewegung des Pferdes.
Ursachen
Ein „schlechter“ Reitersitz kann viele Ursachen haben: Von mangelnder Beweglichkeit und nicht vorhandener Fitness, über eine ungleiche Atmung, das Anspannen oder Blockieren falscher Muskelpartien, bis hin zur Angst runter zu fallen. Ein nicht auf das Pferd oder für den Reiter passender Sattel kann auch Grund für einen nicht unabhängigen Sitz sein. Natürlich müssen auch die jeweils individuellen anatomischen Voraussetzungen des Reiters mit einbezogen werden. Einigen Reitern fällt es z.B. leicht, gerade auf dem Pferd zu sitzen, andere haben beispielsweise von Natur aus eine Schwäche in der Schulter, aufgrund dessen es ihnen schwerer fällt, sich gerade zu richten oder dadurch ein gerader Sitz nicht möglich ist.
Tipps zur Verbesserung
In Gewohnheit übergegangene Haltungsfehler wird man nicht einfach los. Körper und Geist haben sich im Laufe der Zeit daran gewöhnt und als „richtig“ abgespeichert. Doch der menschliche Körper ist zum Glück in der Lage die alten Gewohnheiten zu ändern. Es gibt Tipps und Übungen, die den Reitersitz wieder verbessern können und unserem Körper dabei helfen den „Aha-Moment“ neu abzuspeichern.
Tipp 1: Trainieren Sie sich!
Denn Reiten ist ein Sport und um diesen ausüben zu können sowie Sitzprobleme ausgleichen oder verbessern zu können, wird eine gewisse körperliche Grundfitness und ein gutes Körpergefühl benötigt. Wenn es am Boden schon schwierig ist, bestimmte Muskelpartien bewusst anzuspannen und zu entspannen oder Körperteile unabhängig von einander zu bewegen, wie soll das dann auf einem sich bewegenden Pferd funktionieren? Darum ist es wichtig auch außerhalb des Sattels Sport zu treiben. Mit Hilfe von Sportarten wie Joggen, Radfahren, Schwimmen, Inline-Skating und vielen mehr werden die Ausdauer und verschiedene Muskelgruppen gestärkt. Für mehr Beweglichkeit, ein gutes Körpergefühl und Konzentration bieten sich zum Beispiel Tanzen, Judo, Yoga und Pilates an. Ein paar Übungen, die man je nach Fitness und Gesundheitszustand, auch zu Hause machen könnte, sind in dieser Grafik abgebildet.
Tipp 2: Sorgen Sie für Entspannung!
Sitzprobleme können auch durch Verspannungen entstehen. Wenn Verspannungen im Kiefer auftreten, setzen sie sich durch den gesamten Körper fort. Wird der Kiefer gelockert (indem der Unterkiefer deutlich hin und her bewegt wird), lassen auch die anderen Verspannungen wie zum Beispiel in den Schultern und der Mittelpositur nach.
Um unabhängig und entspannt auf dem Pferd zu sitzen, bietet es sich an, auch mal ab und zu ohne Sattel zu reiten (natürlich nur wenn sich das Pferd dies gefallen lässt). Dabei wird die Bewegung des Pferdes intensiver wahrgenommen und man lernt, sich auszubalancieren sowie unabhängig vom Sattel oder ähnlichem zu sitzen.
Tipp 3: Bewusstes atmen!
Denn wer falsch atmet, verspannt sich automatisch. Eine ruhige und tiefe Atmung sorgt für Entspannung, die sich auf den Körper und dadurch auf den Sitz überträgt. Also: Tief ein- und ausatmen und vor allem bewusst auf die Atmung achten, um sie in einen ruhigen Rhythmus zu bekommen.
Tipp 4: Punkte suchen!
Um die schlechten Angewohnheiten zu löschen und sich Korrekturen anzugewöhnen, kann es hilfreich sein, sich immer einen bestimmten Punkt in der Bahn zu suchen und immer an dieser Stelle dann einen Sitzfehler gezielt zu korrigieren. Dadurch werden dann die Korrekturen eingespeichert.
Tipp 5: Filmen Sie sich!
Und dies am besten so oft wie möglich! Videos helfen dabei, dass gesehen wird, wie man tatsächlich auf dem Pferd sitzt und wie man sich bewegt. Mit Hilfe der Videos können rückblickend alle Fehler analysiert und evtl. auch in einen Zusammenhang gebracht werden. Mittlerweile gibt es hochmodere Kameras, die so programmiert werden können, dass noch nicht mal eine zusätzliche Person zum filmen benötigt wird. Für diejenigen, die sich näher für die neuen Innovationen interessieren: In der Januarausgabe der Zeitschrift CAVALLO wurden die verschiedenen Kamera-Varianten im Praxis-Test geprüft.
Wenn keine Kamera oder Filmpartner vorhanden ist, kann auch schon ein Spiegel in der Reithalle eine große Hilfe sein. Dabei ist wichtig, sich nicht auf das große Ganze konzentrieren zu wollen, sondern sich auf ein Detail des Sitzes zu fokussieren und dies durch den regelmäßigen Blick in den Spiegel zu überprüfen.
Tipp 6 Gönnen Sie sich eine Pause!
Ob im Schritt oder auch im Stand – machen Sie zwischendurch eine Pause. Das wird beim Reiten oft vergessen und trägt auch dazu bei, dass der Sitz instabil werden kann. Die Pause sollten Sie nutzen, um sich wieder bewusst ausbalanciert hinzusetzen – dabei ruhig einmal bewusst nach links und rechts rutschen – um dann neu und bewusst zentriert starten zu können. Die Pause kann auch perfekt zur Atmungskontrolle und zur kurzen Entspannung genutzt werden.